Geschichtliches aus Cunersdorf
Die erste urkundliche Erwähnung unseres Ortes ist datiert auf den 2.Juli 1367 als Cunradisdorf / Cunradsdorf. Es wurde als Waldhufendorf im Besitz des Klosters Grünhain gegründet. War es anfänglich als Bäuerliche Ansiedlung gegründet worden, kam es bald zum Aufblühen des Bergbaues. 1492 wurde im nahe gelegenen Frohnau der erste bedeutende Silberfund gemacht, was zur schnellen Besiedlung unseres Erzgebirges führte. So ist davon auszugehen, dass der Bergbau auch in Cunersdorf zeitnah um diese Zeit begann. Es wurden reiche Silberfunde in unserem Dorf entdeckt. Stellvertretend sei die Fundgrube "Himmlisch Heer" erwähnt, welche die jemals höchste Silberausbeute in unserem Revier hervorbrachte. Wurden anfänglich die Silbervorkommen fast im Tagebau vorgefunden, musste man später tief ins Erdinnere. Um die Gruben aufzufahren benötigte man viel Geld, was man sich mit dem Verkauf von "Kux-scheinen" (=Aktie) verschaffte. War es anfänglich sehr teuer für die Gewerke (Aktieninhaber), wurde bald sehr viel Silber gefunden und an sie ausgezahlt. Einer der größten Kux-Inhaber von "Himmlisch Heer" war damals das Kloster Grünhain. Sie führten Ihre Gewinne an Ihre Mutterkirche ab. Und so kann man sagen, dass der damals erbaute Petersdom in Rom mit nicht unerheblichen Mitteln aus dem Erzgebirge und speziell von "Himmlisch Heer" erbaut wurde.
Die schnelle Besiedlung durch allerlei Volk aus allen Deutschen Landen hatte zur Folge, dass es auch zum schwunghaften Handel kam. Kaufleute kamen z. B. aus Nürnberg, aus Halle und anderen damaligen Handelszentren Deutschlands und boten ihre Waren an. Da der Transport damals nur mit Pferde- bzw. Ochsengespannen erfolgte, richteten die damals Regierenden so genannte Vorwerke (Vorspannstationen) ein, um etwas vom florierendem Handel mit abzubekommen. Vorspannstationen hatten die Aufgabe, ankommenden Fuhrwerken bei der Überwindung steiler Anstiege mit ihren Pferden Hilfe zu leisten. War der Anstieg geschafft, wurde "ZOLL" fällig. Kaufleute mussten für Ihre Ware Durchgangszoll entrichten. Dies wurde bei uns in bzw. an der Morgensonne erledigt. Und um ihren "Untertanen" nichts bzw. nur wenig von den Zolleinnahmen abgeben zu müssen, wurden die Besatzungen der Vorspannstationen mit einigen Privilegien ausgestattet . So hatten die Besatzung der Vorwerke das Recht "Kretschmar" (Schankgerechtigkeit ) und "Gastung" (Unterkunft) zu gewähren.
So ist unser Gasthof im Erzgebirge entstanden, was man in die Zeit um 1496-1500 einordnen kann. In einem aufgefundenen Grubenriss von 1496 im Bergarchiv Freiberg wird von einem Stollen "gen der Morgensonn" berichtet. Daraus ergibt sich, dass unser Haus schon gestanden haben muss. Geschichtlich kann das Anwesen "Morgensonne" auf viele Jahrhunderte zurückblicken. Lag sie doch an einem Abzweig der mittelalterlichen Salzstraße. Aus Richtung Annaberg kommend kreuzte die sogenannte Karlbader Poststraße die Salzstraße direkt an der Morgensonne.
In Richtung auf Annaberg zu etwas unterhalb der alten Himmlisch Heer Fundgrube verlief damals die Grenze zwischen albertinischen (Annaberg) und ernestinischen (Buchholz) Sachsen.
Geschichtliches der "Morgensonne"
In einer im Haus aufgefundenen Urkunde vom Bürgermeister und Rat zu Sankt Annaberg vom 28. Juni 1723 wird Johann Gottfried Müller, ein Sohn von Johann Müller aus dem Dorfe Königswalde bescheinigt, dass er zu Kretzschmar (Schankgerechtigkeit) und Gastung (Übernachtung) zu halten und als Hausbesitzer zu heiraten berechtigt ist. Nur Besitzer eines Hauses durften damals heiraten.
Die Morgensonne hatte als von Cunersdorf abseits liegendes Gut immer unter vielen durchziehenden Kriegshorten zu leiden. Annaberg wurde oftmals belagert und Reparationen erpresst. Im 30jährigen Krieg zogen katholische als auch protestantische Söldnertruppen marodierend durchs Erzgebirge und erpressten "Schutzgeld". Was in Friedenszeiten vorteilhaft ist, ist im Krieg von Nachteil, denn immer, wenn Söldner an der Morgensonne vorbeikamen "besuchten" diese auch die damaligen Wirte. Wenn die Wirtleute schon mit dem Leben davonkamen, ihre Habe wurden sie immer los. Nicht nur im 30jährigen, auch in anderen Kriegen hatte man immer wieder Besuch.
Nach dem 30jährigen Krieg gab es große Hungersnöte im Erzgebirge. Man baute Getreide an, was durch die Höhenlage oftmals nicht reif wurde und somit nicht zu Verzehr geeignet war. Ab 1648 wurde anfangs im Vogtland die Kartoffel eingeführt . Es dauerte dann noch einige Jahre bis man auch hier in Annaberg mit dem Kartoffelanbau begann. Aus Archiven ist bekannt, das 1712 die erste Nennenswerte Ernte in Annaberger Raum stattfand. Man kann somit sagen 1712-2012=300Jahre Kartoffelanbau in Annaberger Raum.
Mit der Einführung der Kartoffel war die Hungerszeit im Gebirge zu Ende. Es gibt unzählige Gerichte die im Erzgebirge aus Kartoffeln bereitet werden. Zum Beispiel Runde mit Quark und Leinöl, Racher Maad, Bauernfrühstück usw. Erst am 24. März 1756 gab Friedrich II. von Preußen den sogenannten Kartoffelbefehl. Der sagt aus, sämtlichen Untertanen den Kartoffelanbau "begreiflich" zu machen. Man kann somit sagen, dass wir 44 Jahre schneller waren als die in Preußen.
Im Bayrischen Erbfolgekrieg lagerten Kriegshorten von der Morgensonne bis nach Königslust in Quartier. Ihr Anführer Obrist Oreskowitz quartierte sich vom 10. bis zum 15.September 1778 in der Morgensonne ein und erleichterte den Wirt um einige Kannen guten Bieres.
Die letzte Postkutsche nach Jöhstadt 1882 machte in der Morgensonne halt und "verpflegte" ihre Passagiere feierlich mit einem Gebrannten.
1923 ging eine Ära "Wirtsleute Müller" zu Ende. Nachdem der Wirt verstorben war, musste dessen Frau ihr Anwesen verkaufen. Nachdem sie den Kaufpreis in voller Höhe erhalten hatte, war nach drei Wochen von Ihrem Geld nichts mehr da. Die Inflation vernichtete ihre Altersvorsorge. Sie verstarb mittellos und vergrämt, zu schnell verkauft zu haben.
Zu den Befreiungskriegen lagen einige Kompanien Preußischer Infanterie vor der "Morgensonne" bis nach Bärenstein. Und marschierten dann auf Leipzig. Natürlich hatte der damalige Wirt wieder die Ehre die Herren Offiziere zu bewirten.
Aber nicht nur kriegerische Besuche erhielt unsere Morgensonne. So ist anzunehmen, dass Zar Peter der Gr0ße bei seinem Aufenthalt (incognito) in Annaberg im Gasthof eine Erfrischung nahm und dann nach Karlsbad weiterreiste.
Nach dem Ersten Weltkrieg begann eine Zeit des Aufschwungs und so kam es, dass die damals "Neue Technik" - die Fliegerei - ins Erzgebirge kam. Unmittelbar hinter der Morgensonne wurde ein Grasflugplatz errichtet. Dort wurden von 1926-32 jährlich Flugtage abgehalten. Das Annaberger Wochenblatt TAW berichtet von bis zu 6000 Besuchern pro Tag. Das damals sehr bekannte Fliegerass Oberstleutnant Udet kam am 3.10.1926 mit seinen Flugzeug aus Potsdam zum Flugtag, er zeigte sein fliegerisches Können, indem er ein auf einem Pfahl liegendes Tuch mit seiner Tragfläche aufnahm und eine Ehrenrunde flog. Nach Ende der Flugschau übernachtete er in der Morgensonne und verließ am nächsten Tag mit seinem Flugzeugzeug Annaberg wieder Richtung Potsdam.
Der neuen Technik geschuldet ließ der damalige Wirt 1926 die erste Tankwirtschaft zwischen Annaberg und Karlsbad errichten. Er betankte sowohl Autos als auch Flugzeugzeuge. Die Tankstelle (Shell) wurde bis 1944 betrieben. Später (1956) wurde sie von den damaligen Machthabern als Nicht-Sozialistisches Eigentum beschlagnahmt und als Betriebstankstelle bis 1989 in einer Annaberger Baufirma genutzt.
Gegenüber unseres Gasthofes führte ein Bahngleis zum Oberen Bahnhof vorbei, was den damaligen geschäftstüchtigen Wirt veranlasste ein Ladegleis bauen zu lassen. Er wurde Bahnagent der Deutschen Reichsbahn. Ankommende Waren mussten nicht mehr den Berg hoch gefahren werden, sondern konnten von oben ins Tal abwärts transportiert werden, was zu erheblichen Erleichterungen für Transporteure führte.
Am 19.10.1929 ereignete sich unweit der Morgensonne die sogenannte Pascherschlacht (Pascher =Schmuggler) . Grenzgendarme haben damals nach "Verrat" Paschern am Einschnitt aufgelauert und wollten diese daran hindern Tabak und Branntwein, der damals schon in Böhmen billiger war, über die Grenze zu bringen. Nachdem sich die "schweren" Jungs in die Enge getrieben fühlten, eröffneten sie das Feuer um sich einer Verhaftung zu entziehen. Dabei kamen einige Mitwirkende zu Schaden. Sie mussten notversorgt werden, was dann in unserer Gaststube stattfand. Später erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand, dass es auch in der Morgensonne eine gewisse Zeit keinen "billigen" Branntwein mehr gab.
Aus den 20igern erzählt man sich, dass der Wirt viele "Illegale" bewirtet hat. Als "de Braunen und de Ruten" gleichermaßen verboten waren, hat er als "Neutraler" aus der Not eine Tugend gemacht. Er hatte die Kontrahenten in verschiedenen Räumen untergebracht und sie so gegeneinander ausgespielt. Im Oberen Saal haben "de Braune" gesessen und unten in der Gaststube hatte er "de Ruten" sitzen. Er hatte es fertig gebracht alle zu bewirten und so aus seinem Haus zu lotsen, dass keiner vom anderen etwas mitbekommen hatte. Das kam ihm dann bei den zwei nachfolgenden Diktaturen zugute. Die Nazis haben ihn in Ruhe gelassen und auch später die Kommunisten.